Montag, 29. August 2011

Zombie Nation in der Alten Diamant Brauerei Magdeburg (23.02.08)


Zombie Nation in Brauereigemäuern

„Arbeit im Dienste des perfekten Momentes" so beschreibt der Münchener Florian Senfter alias Splank! seine Berufung als Live-Act Zombie Nation. Experimentierfreudig und mit einem Setup ausgestattet, welches es ermöglicht jede Sekunde neu zu arrangieren, gelingt es ihm unmittelbar auf jede Crowd einzugehen. Sei es auf Mega-Events oder in kleinen Klubs, dort wo Zombie Nation auftritt, brennt die Luft! Kein Wunder, dass er zu den meist gebuchteten Live-Acts im Elektronik Bereich zählt und ihn seine Gigs um den gesamten Erdball führen.

Soviel zum werbetechnischem Vorgeplänkel. Aber warum das Ganze? Am 23. Februar machte Zombie Nation Station in der Alten Diamant Brauerei Magdeburg. Vermutlich wird seine Anwesenheit der Grund für einige gewesen sein, der Lokation – vielleicht sogar Magdeburg - erstmalig einen Besuch abzustatten. Gut, das ist eine gewagte Hypothese. Aber wenn man sich die Kennzeichen der Kraftfahrzeuge auf den naheliegenden Parkplätzen anschaute, drängte sich dieser Gedanke förmlich auf. Immerhin waren bei weitem mehr Nummernschilder aus den angrenzenden Bundesländern zu sehen als gewöhnlich. Daran wird sicher auch das Augenmerk verschiedener Medien im Vorfeld der Veranstaltung nicht ganz unschuldig gewesen sein. Einem Magazin war der Event sogar für die Titelseite wertvoll genug. Bei all dem bis hierhin betriebenen Hype, sollte man aber nicht vergessen, dass die musikalische Beschallung in vielen Händen lag.


Neben Zombie Nation versetzten auch der Berliner Produzent Harry Axt, die Brandenburger Klangkontrolle, das Residentduo die Twinpitches sowie Rene Hammel die Tanzbeine ins Schwingen. Darüber hinaus kamen erstmalig in der Brauereigeschichte die Freunde gebrochener Rhythmen auf ihre Kosten. Die Jungs vom BreakzKartell aus Magdeburg brachten mit ihrem Drum´n´Bass-Sound den zweiten Floor zum Beben, wovon ich mich in dieser Nacht mehrmals selbst überzeugen ließ.

Die Einstimmung im Mainfloor übernahm René Hamel. Seinen Sound kann man als Minimal-Deep-Techno gewürzt mit einer Prise Dub bezeichnen. Diesen gibt es übrigens nicht nur während seiner facettenreichen Mixsets hören, sondern auch in seinen Releases auf Labels wie Insectorama und White in Music. Der Prolog gelang und als die Zeit zum Wechsel kam war die Crowd sichtlich gut eingestimmt. Nur die Technik wollte René nicht so einfach ziehen lassen. Letztendlich musste ein Loop die Zeit bis alles wieder lief überbrücken. Das wird aber den wenigsten der Gäste aufgefallen sein. Vielmehr werden sie es als reduziertes Intermezzo vor Harry Axts Auftritt wahrgenommen haben. So eintönig der Einstand auch schien, umso abwechslungsreicher wurde es anschließend. Schnell zog er die Crowd in seinen Bann. Der Sound genauso freaky-technoid wie die Titel seiner Veröffentlichungen bei GrandPetrol Recordings. Auf ein Live-Spielen der „Schnorchelsäge“ hat er aber verzichtet. Obwohl mir sein Set sehr gut gefallen hat, zog es mich hinüber in den D´n´B-Floor.

Wer zu diesem Zeitpunkt genau hinter den Decks stand kann ich leider nicht schreiben. Auf alle Fälle hat es mir so gut gefallen, dass ich eine Weile von der Musik gefesselt und von Choleric.mcs Raps angetrieben dort im Tanz versank. An dieser Stelle fettes Lob. Es hat mir viel Spaß gemacht. Übrigens: Das Breakzkartell stellt in Magdeburg quasi das Aufgebot in Sachen Drum’n’Bass und Breakbeat. Ihre Partyreihe nennt sich „Prototype“ und findet gewöhnlich in der Sackfabrik statt.

Knapp 20 Minuten vor dem Auftritt Zombie Nations bahnte ich mir den Weg durch die Menschenmassen im Barbereich zurück Richtung Bühne im Mainfloor. Dort war die Stimmung mittlerweile dem Siedepunkt nahe. Harry Axt scheint also eine sehr gute Wirkung auf das Publikum gehabt zu haben. Mir kam die Musik aus irgendwelchen Gründen enorm langsam vor und ich musste mich erst wieder Umgewöhnen. Während des Einschwingens beobachtete ich Florian Senfter beim startklar machen seiner MPC. Es folgte ein prüfender Blick auf das Koordinatenblatt. Dann war es soweit. Er hockte sich hinters Pult, setzte seine Maske auf, wurde zum Zombie und begann sein Liveset. Für mich sollte es der Höhepunkt der Nacht werden und das obwohl ich im Vorfeld ein wenig kritisch war. Die Sounds und die Show machten aus meiner Skepsis Hingabe. Hypnotische Beats, überraschende Wendungen: Abwechslung pur! Diese ließ die Zeit seines einstündigen Auftritts für mich wie im Fluge vergehen. Zum Schluss „Kernkraft 400“ – kennt ihr ja. Die Wirkung ist aber nach all den Jahren noch die Gleiche. Der Floor kocht und die Meute schreit.

Etwas nach Vier übernahmen die Gebrüder Klangkontrolle aus Brandenburg den Reigen. Die Musik wurde wieder etwas geordneter und minimaler. Nach einer Weile des Tanzens benötigte ich eine kleine Auszeit und setzte mich auf eines der Sofas. Das war fatal! Zu meiner Schande muss ich gestehen kurz eingeschlafen zu sein. Nicht etwa weil die Musik zum Schnarchen war, sondern weil sich die doch sehr anstrengenden Tage davor stark bemerkbar machten. Leider habe ich dadurch von Klangkontrolle nur Anfang und Ende bewusst erlebt. Als Ausklang des Abends genoss ich den Beginn der Performance der Twinpitchers. Diese testeten erfolgreich ihren neuen Track „Dem Takt verwandt“ (hörbar auf Myspace) vor dem immer noch sehr zahlreich vorhandenen Publikum. Das war übrigens bei weitem agiler als ich.

Fazit: Für mich war es eine schöne Veranstaltung, auch wenn ich sie wegen der Müdigkeit nicht vollends genießen konnte. Lobend zu erwähnen ist die abermals gesteigerte Ausstattung der Floors. Die Musikanlagen wurden erweitert und es gab ein großzügigeres Lichtkonzept, betreut von SD-Konzert Magdeburg. Eine spürbare Aufwertung. Als etwas nachteilig für die Stimmung stellte sich die hohe Besucherzahl dar. Zeitweise kam es zu erheblichen Engpässen und Staubildung zwischen den Floors und im Barbereich. Dennoch tat dies der guten Stimmung auf der Tanzfläche wenig Abbruch. Sehr gefallen hat mir auch der Drum´n´Bass Floor. Wirklich ein gute Idee und wie ich finde eine angenehme Abwechslung.


Lineup:
Techno by:
ZOMBIE NATION -live- (COCOON / UKW RECORDS)
Harry Axt (Kiddaz / Grandpetrol / Leftroom)
Klangkontrolle (Electronic Instinct / Complex)
Twinpitchers (Electronic Instinct / Complex)
Rene Hamel (Complex)

Drum&Bass by:
Stereorauschen (BreakzKartell | NuSkoolBreaks.net | OCR, Magdeburg)
Apple K (ParaNoize | AK47, calbe-Magdeburg)
hidden sickness (BreakzKartell, Magdeburg)
Kemikal (Takran Werder | Breakzkartell, Magdeburg)
Snakesnatcher (Bass.Massiv, Magdeburg)
Choleric.mc (BreakzKartell, Magdeburg)


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