Montag, 29. August 2011

Nachtdigital 2006 – Festivalbericht

Nachtdigital 2006


Vom 04. bis zum 06. August fand zum neuten Male im verträumt gelegenen Bungalowdorf des sächsischen Örtchens Olganitz die „Nachtdigital“ statt. Ein Wochenende lang gab es feinste elektronische Musik auf die Ohren, lest was dort geschah:

Gegen 17:00 Uhr erreichten wir Olganitz, schnell wurde auf dem bereitgestellten Feld geparkt und erst einmal die schöne Umgebung bewundert. Das Bungalowdorf lag etwa einen Kilometer entfernt in einem Tal vor uns. Langsam dampfte der „Heide Express“ auf das Parkgelände zu. Dieser wurde freundlicherweise von den Veranstaltern als Transportmittel bereitgestellt und sorgte für einige Erheiterung. Nicht nur das dieses Gefährt in Dampflockoptik einen längeren Fußmarsch verhinderte, bot die Fahrt zu Klängen eines lokalen „Heimatmelodie-Radiosenders“ die Möglichkeit erste Kontakte zu knüpfen. Eine Stunde später hatten wir bereits unsere Arme mit den Eintrittsbändchen verschönert und unser Camp (zwei Zelte, Pavillon, Blumenbeet und Wurfspiel) aufgebaut. Nun hieß es sich für die Nacht zu stärken und Rohes in Gegrilltes zu verwandeln. Dafür wurde von den Veranstaltern eigens ein Grillplatz eingerichtet, der sich schnell zu einem Treffpunkt entwickelte. Bei einer angenehmen Ferienlageratmosphäre wurden diverse Grillutensilien getauscht, Gespräche geführt und sich gemeinsam auf die Partynacht eingestimmt.


Diese begann für uns irgendwann zwischen zehn und elf. Mathias Kaden versetzte uns mit seinem Set gekonnt in Tanzstimmung. Danach traten Modeselektor auf die Bühne: Sie kündigten sich als die „Wighnomy Brothers aus Berlin“ an und beglückten die Menge mit ihrer ganz eigenen Interpretation elektronischer Musik. „Nun kommen Modeselektor aus Dresden“ tönte es über die Lautsprecher. Also Change Over zu den Wighnomy Brothers. Zwei Stunden lang gab es schräge und gerade, minimale und maximalere Töne über die Ohren direkt in die Beine. Ein langer Blick in das Stroboskoplicht – Paul Kalkbrenner – Jubelnde Massen – Michel – kurz vor Mittag im Zelt aufgewacht...

... der Himmel weinte, oder anders ausgedrückt: es schüttete wie aus Gieskannen. Ich versuchte keinen Gedanken daran zu verschwenden, um den vorigen Abend in allen Einzelheiten zu rekonstruieren. Vielmehr stimmte ich mich auf den Nachmittag ein. Immerhin mochte ich das Kulturprogramm nicht verpassen. Die Lesung wurde wetterbedingt in das Zelt verlegt, also rannte ich in einer Regenpause schnell dorthin, suchte mir einen Platz und genoss Hans Nieswandts Ausführungen, die teils zum Nachdenken, teils zum Schmunzeln einluden. Aus dem Buch: Hans Nieswandt bei einer israelische Militärkontrolle auf die Frage nach seinem DJ Namen: „(...) nun bereute ich es, mir vor fünfzehn Jahren keinen DJ-Namen zugelegt zu haben. So was wie „WestWand“ oder „Acid Hans“ (...)“

Nach der Lesung gab es ein musikalisches Kulturprogramm von Ricardo Villalobos. Mit feinsten klicker klacker wurden die zuvor geistig in den Nahen Osten gereisten Lesungsteilnehmer in eine heiter schwingende Masse verwandelt. Durch Verbrennung ins gasförmige verwandeltes Phantasiekraut drang durch den Mund über den Rachen tief in meine Lungenflügel. Mein Brust wurde von einem „Inka Kola“ Logo verziert, mein Gaumen von „Afri Cola“ verwöhnt. In diesem Moment war ich gedanklich überall und nirgendwo. Nur von der Musik getragen träumte ich tanzend in den Abend hinein, bis mich ein unbeschreiblich starkes Hungergefühl zurück zum Zelt trieb.

Wetterbedingt verbrachte ich den Abend hauptsächlich im Zelt (2nd Stage). D.hoerste ,Hans Nieswandt, Erobique (live), danach Luna City Express. Die Musik war sehr abwechslungsreich, vor allem aber tanzbar, was dazu führte, dass die Zeit irgendwie sehr schnell an mir vorbeihuschte. Heraus zu heben ist meiner Meinung nach besonders der Wechsel zwischen Erobique und Luna City Express, welche eine Weile zusammen die Tanzenden in Ekstase trieben, mich eingeschlossen. Irgendwann qualmten meine Füße, mittlerweile war es frühs, kurz noch zu Magda, dann in die Heia ...

Insgesamt war es ein sehr tolles, gut organisiertes und familiäres Festival. Man hatte die Möglichkeit viele Kontakte zu knüpfen und einige Bekannte zu treffen. Nie hatte ich das Gefühl in einer anonymen Masse zu verschwinden, sondern immer jenes: mit Freunden gemeinsam nachts die zukunftsweisende musikalische Digitalität zu zelebrieren.


Line Up
Daniel Stefanik
d.Hoerste a.k.a. White Horse
Hans Nieswandt (+ Lesung tagsüber)
Magda
Mathias Kaden
Michel
Luna City Express
Ricardo Villalobos
Stalker
Tobi Neumann
Troy Pierce
Wighnomy Brothers                     Erobique
Hemmann & Kaden
Latex Distortion
Modeselektor
Paul Kalkbrenner

Muna Freshblood:
Christian Fröhlich
Insert 84
Jamy Wing
Marvellous
Mashu Sunim
Mbeck
Sebastian Wolf



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen