Remember: closing party
In der Nacht vom sechzehnten zum siebzehnten Juni 2007 wurde im wohl einzigen „Keller“ Deutschlands, der sich im ersten Obergeschoss befindet, zum letzten Tanz aufgerufen. Mit dem Konzept und dem Anspruch der Veranstalter „ctc-foundation“, die Welt des Hip-Hop und der elektronischen Musik auf einer Party miteinander zu vereinen, machte der „Club Ratzkella“ die letzten drei Jahre in Nordthüringen auf sich aufmerksam. Neben „local Heros“ sorgten in dieser Zeit auch überregional aktive Künstler (u.a.: Markus Welby, Markus Meinhardt, Emerson, Enliven Deep Acoustics, Disco Diamant) für den musikalischen Schmaus zum Tanz.
Selbstverständlich hatten zur Verabschiedung die langjährigen Residents und Freunde der ctc-foundation die musikalische Federführung inne. Aber dazu später mehr. Zunächst gilt es kurz die Location zu beschreiben. In diesem Falle leider als Dokument für die Nachwelt und nicht wie sonst als Anregung für einen Besuch.
Wie in den meisten deutschen Städten üblich befindet sich auch in dem eher verschlafenen nordthüringischen ehemaligen Bergbaustädtchen Bleicherode das Rathaus im Stadtzentrum und der dazugehörige Ratskeller selbstverständlich in unmittelbarer Nähe. Dieser Umstand machte es den auswärtigen Besucher äußerst einfach den Club zu finden. Schließlich musste man nur das Centrum anpeilen und dann den Schildern zur Stadtverwaltung folgen. Da angrenzend genügend Parkraum vorhanden war, trennten den Gast nur noch wenige Schritte bis zu dem in Rot gehaltenem Eingang.
Nach dem Entrichten des Eintritts hieß es dann Treppensteigen. Allerdings nicht, wie es vom Name her zu erwarten war, nach unten - die Treppe führte empor in einen zentral gelegenen und mit Spiegeln ausgestatteten Flur. Auf der linken Seite befanden sich die Garderobe und der Toilettenbereich, geradezu führte eine Tür in den Mainfloor und rechts befand sich der Eingang in das zweite etwas kleinere Tanzrefugium.
Zunächst eine kurze Beschreibung der Einrichtung des Mainfloors (vom Eingang aus betrachtet): Hinten scharf rechts befand sich die Bar, weiter Richtung Floormitte luden an den Seiten bequeme Sitzmöglichkeiten zum Verweilen ein und auf der gegenüber gelegenen Seite befand sich mittig das DJ-Pult, welches von den Boxen der Musikanlage flankiert wurde. Direkt hinter dem Pult war an der roten Wand eine große Projektionsfläche für die Visuals angebracht. Die übrigen Wände waren mit schwarzem Flies ausgekleidet. Für die Beleuchtung der parkettierten Tanzfläche sorgten einige Spots, sowie fünf an der Decke angebrachte Würfel, wobei vier davon quadratisch angeordnet waren und über eine eigene Beleuchtung verfügten. Der Fünfte hing etwa in der Mitte des Floors und lässt sich wohl am besten als eckige Discokugel beschreiben. An diesem Abend war das der Ort für die elektronischen Klänge und der Einrichtung nach zu urteilen, sicher auch überwiegend bei den anderen Veranstaltungen.
Der kleinere zweite Floor war die Kulisse für fette Hip-Hop-Beats. Auch hier war dafür gesorgt, dass niemand trockene Kehlen erleiden musste. Links vom Eingang befanden sich ein Barbereich und angrenzend zwei Sofas als bequeme Alternative für die, denen es nach Chillout dürstete. Auf der rechten Seite war ein kleines, ebenfalls von Boxen flankiertes, DJ-Pult installiert. In der Mitte der gefliesten Tanzfläche gab eine Säule der roten Decke halt. Eine der Setenwände war mit Spiegeln verkleidet und vergrößerte so optisch den Raum. Die Wand gegenüber wurde durch eine große beleuchtete Schallplatte aufgelockert. Für weitere visuelle Stimmung sorgten einige Spots und an der Decke angebrachte defensive Lampen. Insgesamt lässt sich sagen, dass die gesamte Location harmonisch und liebevoll eingerichtet war und eine angenehme Wohlfühlstimmung versprühte.
Zur Party: Gegen etwa dreiundzwanzig Uhr erreichten wir in guter Stimmung den Ratzkella. Noch war es recht verhalten gefüllt und so gesellte ich mich mit einem Getränk zu meinen Geschwistern. Gemeinsam lauschten wir den Klängen aus der hervorragenden Musikanlage im Mainfloor und beobachteten die interessanten Darstellungen an der Projektionswand. Mit der Zeit füllte sich der Floor und langsam begannen einige Besucher vereinzelt zu Tanzen. Zunächst entwickelte sich dazu die Raumtemperatur direkt proportional. Mit der Zeit kehrte sich die Proportion um. Soll heißen: Mit zunehmender Wärme sank augenscheinlich die Tanzbereitschaft der Gäste. Irgendwie kam der Reigen nicht so recht in Fahrt. Abgesehen von einigen ab und zu auftretenden Kurzphasen wurde doch eher verhalten getanzt. Ob nun hauptsächlich die Wärme oder die meiner Meinung nach teilweise recht unglückliche Musikauswahl des zur Primetime auflegenden DJ-Duos dafür verantwortlich war, lässt sich schlecht beurteilen. Erst als Julianes Stimme live zu den von Steven Morgen* aufgelegten Beats erklang, schien der Bann gebrochen. Im Floor brach Jubel aus und endlich schwang die Mehrzahl der Gäste das Tanzbein. Mit der Zeit verkleinerte sich zwar wieder der Reigen, blieb aber bis ich gegen vier den Heimweg antreten musste erhalten.
Den Hip-Hop-Floor besuchte ich zwischendurch nur sporadisch, was an meinem persönlichen Musikgeschmack lag. Allerdings sei hier angemerkt, dass bei meinen kurzen Abstechern dort trotz ähnlicher Temperaturen eine gute und ausgelassene Stimmung herrschte.
Fazit: Ich bin froh, die schöne Location einmal besucht zu haben. Auch wenn es sehr wahrscheinlich leider das Erste und Letzte mal gewesen ist. Ich hatte eigentlich ein ausgelassenes Tanzfest erwartet – immerhin war es die Closingparty und meine Schwester schwärmte von ihrem letzten Besuch. In dieser Hinsicht wurde ich leicht enttäuscht. Manchmal ist halt der Wurm drin…
Ich danke Bert für die nette Begrüßung und das angenehme Gespräch und wünsche der ctc-foundation viel Erfolg bei der Suche nach einer ebenso schönen neuen Location.
Für die musikalisch Unterhaltung sorgten:
elektro / minimal / house
steven morgen* (23rd electronic boulevard) live vocals by Juliane
bert (23rd electronic boulevard)
diagnose:house (23rd electronic boulevard)
cornice (club-ratzkella.de)
cortex delay (wolkezwo4.de)
lost in sound (city of music)
hiphop / funk / soul
headflash (sansibarmusic ndh)
free-kee (myspace.com/djfreekee.jena)
fu-chè (fatbeatz)
cassius cle (club-ratzkella.de)
sims (ctc-foundation.de)
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