Einer für Alle…
… und alle für eine wahnsinnige Nacht. So das Veranstaltungsmotto am 17. November in der Alten Diamant Brauerei Magdeburg. Auf dem Flyer prangten drei Musketiere mit den Konterfeien der Headliner Camea, Tim Xavier und Miro Pajic und in der Ankündigung wurde vollmundig ein fabelhaft-psychotischer Reigen in den Brauereigemäuern prophezeit. Dem medialen Propheten folgend erreichte ich bereits einige Minuten vor der offiziellen Eröffnung um 23:00 Uhr die Lokation.
Freundlicherweise musste ich nicht im Kühlen ausharren und so bot sich mir der hell erleuchtete Anblick der heiligen Tanzhallen im Innern. Die Brauerei-Crew war noch fleißig am Werkeln. Im kleinen Floor links von der Bar sorgten nur die Flammen des Elektrokamins vor dem DJ-Pult für etwas Bewegung. Noch herrschte gähnende Leere. In den folgenden Stunden würden hier die „Rocker“ der Kunstkantine (Just Etienne, Lorenz Krach, DJ Tork) für ausgelassene Stimmung sorgen. Dass mich die Darbietungen im Mainfloor so fesseln würden und dass es mich deshalb nur noch einmal kurz hierher verschlagen würde, ahnte ich um diese Zeit noch nicht. Die Drei mögen mir die Vernachlässigung verzeihen.

Gegen Eins erfolgte der Wechsel zu den Twinpitchers und erst während die sympathischen Zwillinge von Electronic Instinct die Tanzbeine im Schwingen hielten, füllte sich der Floor auf ein sehr angenehmes Niveau. Nicht zu voll und nicht zu leer: Für den Gast mit Tanzambitionen optimal. Ebenso wie das Set des Residentduos. Kostproben ihrer verspielten Minimalsets gibt es übrigens bei dem spanischen Internetradio „planetmamboclub.com“.

Auch in der Alten Diamant Brauerei blieb Chroma S. ihrem Kredo, „die Crowd mit exklusiven und exquisit ausgesuchten Platten zu verwöhnen“, treu. Mit einer Mischung aus aktuellen Clubhits und weniger bekannten Juwelen aus den Bereichen Techno, House und Electro versetzte sie Clubgänger und Musikliebhaber gleichermaßen in Verzückung. Definitiv ein würdiger Ersatz für Camea. Das zeigte sich auch am Applaus des Publikums am Ende ihres Sets. Leider wird den meisten Besuchern der plötzliche personelle Wechsel nicht aufgefallen sein. Dies sei hiermit ein Stück weit nachgeholt.
Auf Stephanies vinyleske Darbietung folgte ein (Abelton) Liveset von Miro Pajic. Seine zunächst etwas schwerfällig und experimentell angehauchte Darbietung verschaffte den Gästen eine kleine Ruhephase. Einige nutzten die Gunst der Stunde, um an der Bar oder in den Ruhezonen neue Kraft zu tanken. Die Reihen der Tanzenden lichteten sich ein wenig und es kamen leichte Zweifel auf, ob das Set mit dem hohem - zuvor von Chroma S. erzeugtem - Energielevel mithalten könnte. Das kurzweilige Intermezzo stellte sich als erneuter und intelligent gehandelter Spannungsaufbau heraus. Peu á peu hypnotisierte Miro mit einem grenzwertigen minimal bis derben Technoset die Zuhörerschaft. Die Klickernden, piependen und pfeifenden Sounds gingen direkt vom vibrierenden Trommelfell auf die Tanzorgane über und es drängte sich die Frage auf, wer denn der Typ mit der weißen Mütze hinter dem Laptop sei.

Auch Miro konnte sich der Anziehungskraft der Hauptstadt nicht erwehren und seitdem es ihn nach Berlin zog, hat sich auch sein musikalisches Betätigungsfeld verändert. Wie viel „Core“ noch in ihm steckt und wie viel „Minimal“ er mittlerweile aufgesogen hat, zeigte er überzeugend während seiner Performance in den Brauereigemäuern. Allen anderen seien seine aktuellen und kommenden Veröffentlichungen „Wired Worlds“ (KIDDAZ.FM), „Help! I´m In Berlin“ (Klickhaus), „Data Devils“ (TORATORATORA) und „In Da Pocket E.P.“ (Tonewrecker) ans Herz gelegt.
Im fliegenden Wechsel schaltete sich irgendwann Tim Xavier hinzu und übernahm die euphorische Crowd. Der gemütlich und etwas schüchtern wirkende Amerikaner hält nicht viel von Hypes um seine Person. Bodenständig erklärt der Betreiber der Labels Klickhaus und Clink: „I simply produce music and hope it entertains people.” Seit mittlerweile elf Jahren betreibt Tim das Deejaying, seit sieben Jahre produziert er elektronische Musik und nunmehr vier Jahre verleiht er mit seiner Firma „Manmade Mastering“ diversen Tracks den letzten Schliff.
Für mich sollte sein Set der letzte Schliff vor der Heimreise sein. Bis dreiviertel Sieben genoss ich seine mit Traktor Scratch abgefeuerten mp3 Salven. Wie in der Ankündigung: minimal psychotisch, gewürzt mit einer Prise Industrial. Sehr passend für die Klangräume der Alten Brauerei Diamant Brauerei.
Fazit: Eine spannende minimalistische Tanznacht. Es hat sehr viel Spaß gemacht. Vielen Dank an alle die so ausgelassen gefeiert haben. War absolut ansteckend.
Fotos vom Zeitfixierer: http://www.flickr.com/photos/_timl/sets/72157603228897392/
Quellen und Links:
Lokation:
Artists:
Acts der Kunstkantine:
Internationales Künstlerportal betrieben von Stephanie Kuehn aka Chroma S.:
http://www.electronic-roots.de/
*Die zur Illustration verwendeten Bilder wurden
freundlicherweise vom Zeitfixierer
bereitgestellt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen