Montag, 29. August 2011

Wolke zwo4 ...the final head scratch... in Wolkramshausen - ein Rückblick, oder was die Ökonomik nicht erklären kann

Ein Rückblick, oder was die Ökonomik nicht erklären kann

“Endlich Wochenende!” Eine stressige Woche steckte tief in meinen Knochen, oder vielmehr in meinem Kopf. Nach dem intensiven Pauken diverser betriebs- und volkswirtschaftlicher Formeln für die noch anstehenden Prüfungen, benötigte ich unbedingt eine Abwechslung. Es galt für ein paar Stunden einfach alles zu vergessen (natürlich nur kurzzeitig ;) ), abzuschalten, ja im Grunde einmal nur das „Allernötigste“ zu Denken und ausschließlich den „Tanz- und Spaßtrieb“ walten zu lassen.


Ein solcher Schritt bedurfte selbstverständlich einer intensivsten Vorbereitung. Wo sollte es hin gehen? Klar war, dass die Anreise nicht all zu lang dauern sollte. Also, ein Umkreis von max 100km. Nach kurzer Suche im Forum hatte ich natürlich eine genügende Auswahl an möglichen Zielen. Bewandert in der Entscheidungstheorie (endlich konnte ich mein Wissen praktisch anwenden!) erstellte ich sogleich eine Prioritätenliste. Als Faktoren in meine Gleichungen flossen Lineup, Musikstil, Location und Entfernung gemessen in Km ein. Nach einigen Stunden rechnen, ermittelte ich endlich den Erwartungswert. Abgeglichen mit der Kostenfunktion, trug ich die Zielhierarchie in ein Koordinatensystem ein. So gut geordnet konnte sicher nichts mehr schief gehen. Stolz auf mein wissenschaftlich ermitteltes Ergebnis, galt es nun die „Anderen“ (in der Gruppe macht das ja bekanntlich mehr Spaß) davon zu überzeugen. Auf die sonst übliche Powerpoint-Präsentation verzichtete ich. Worte sollten genügen. Zuerst sollte mein Bruder von seinem Glück erfahren. Nachdem dieser von seinem Pflichtdienst der Vaterlandsverteidigung das traute elterliche Heim aufsuchte, begann ich ihm meine Pläne vorzustellen...

Er antwortete sogleich: „Was da willst du hin?“
Etwas eingeschnappt entgegnete ich: „Haste etwa ne bessere Idee?“
„Klar! In Wolkramshausen ist Electro, im Alten Kalischacht. Da legen die von Sondershausen – das wird sicher extrem geil. Kannste glauben.“

Dahin war meine Rechnung. Wie konnte ausgerechnet ich nichts von dieser Party wissen? Verdammt! Die Location kannte ich nur vom Namen – mit dem Lineup konnte ich zwar etwas mehr anfangen, die Skepsis blieb jedoch bestehen. Sollte mein kleiner Bruder wirklich besser „Up to date“ sein als ich? Werde ich langsam zu alt? Entsetzliche Gedanken durchströmten mein Gehirn. Ich dachte an Green Velvets „La la land“ – haben meine „brain cells“ einen Schaden? Egal...

Gegen 22.30 Uhr begaben wir uns auf den Weg. Mein Bruder hatte gesiegt, als Belohnung durfte er das Auto fahren. Nach einer kleinen Polizeikontrolle, die unsere Stimmung um einiges hob (immerhin war diese eine Inspiration für einige Witze), erreichten wir gegen halb zwölf das Gelände. 

Der Parkplatz war in mitten altindustrieller Strukturen, im Hintergrund lag ein bewaldeter Bergkamm. Ein Traum. Diese Location hatte in ihrer Abgeschiedenheit etwas von „Underground“. Hier kommt nicht jeder her. Diese Besonderheit macht uns zu etwas Besonderen. Ja, hier heben wir uns ab von der „Generation MTV“, von schnöden Diskotheken, von versoffenen Beachparties, vom Kommerz, ja von allen Langweilern! 

Dieses erhabene Gefühl trug uns zum Eingang, hin zur Musik, zum Spaß... Die Tatsache, dass kein Eintritt erhoben wurde, verstärkte diese Sinnesempfindung. Hier geht es um Party – Spaß ist der Indikator, keine Gewinnfunktion, kein Erwartungswert. Nur noch eine kleine Tür trennte uns vom höchsten Glück. Angenehme Beats drangen nach außen. Langsam schritt ich in den Floor. Rund um die Tanzfläche waren Sofas angeordnet. Vorn thronte der DJ hinter seinem Pult. Die Decke war mit weißem Stoff in einen Wolkenhimmel verwandelt, ein angenehmes Licht rundete die Sache ab. In einer Ecke präsentierte sich die Bar. Mein Bruder deckte uns mit dem obligatorischen Schwarzbier-Cola-Mix ein. Nach etwas Kopfnicken wollten dann meine Beine nicht mehr still halten. Im Rhythmus der Musik begannen sie zu zappeln...

Befreiung! Ein „Jawolle!“ artikuliert meine Freude. Die Bewegungen, die Beats versetzen mich in Trance. Über mir die Stoffwolken. Unter mir blinkt der Boden in verschiedensten Farben. Der Fußboden verwandelt sich in eine Sternenwelt. Ich stehe nicht länger, ich schwebe im Weltall. Über mir sind die Wolken des Planeten Erde. Ich fühle mich wie die Besatzung der Enterprise bei Warp 10. Wahnsinn! Der DJ ist nicht länger Mensch, er ist Gott. Mit fantastischen Scratches treibt er mich in Sphären die nie zuvor ein Mensch betreten hat. Jawoll, jawoll, jaaaaawolle! Das ist es! Zeit und Raum sind in dieser Wolkenwelt irrelevant. Ich schreie vor Glück, der ganze Floor schreit. Ich vergesse Erwartungswerte, Gewinnfunktionen, die ganze Welt ist ein Koordinatensystem und ich stehe in seiner Mitte...

Nach einer langen durchtanzten Nacht, begaben wir uns glücklich auf den Heimweg. Hinein in einen schönen Sonnenaufgang trug uns unser „Raumschiff“ zurück in die Realität. Vorbei waren Stress und Schwermut. Die Prüfungen können kommen. In meinem Herzen glüht die Motivation von „Wolke zwo4“. Erwartungswerte, Gewinnoptimum, Kostenfunktionen sind vielleicht in ökonomischen Realität sinnvoll. In eine irreale Wolkenwelt führen sie nicht.

Danke „Wolke zwo4“!!!


Dj's:
Christian Fröhlich (MFS-Amt)
Black P. (Ringcafe / 23rd electr. Boulevard)
David Kohlmann (Mo's Ferry Prod.)
Sorin (Wolke Zwo4)
Cortex Delay (Wolke Zwo4)
Parry (Roccoco Club)

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