Montag, 29. August 2011

Heartthrob & Tractile @ Alte Diamant Brauerei Magdeburg (19.04.08)

Heartthrob & Tractile


Erneut fanden Acts aus dem Hause M_nus ihren Weg in die Alte Diamant Brauerei Magdeburg. Mit Heartthrob und Tractile waren zwei Live-Acts angekündigt, die es in sich haben. Spannung war garantiert. Zumindest was die Musik und Stimmung angeht. Die elektrische Spannung erwies sich allerdings als nicht ganz so zuverlässig und kehrte den historischen Brauereigemäuern kurzfristig die kalte Schulter zu. Im Endeffekt stellte sich die unerwartete Ruhe als Vorbote eines großen Sturms heraus und so wird es wohl kaum jemand bereuen in dieser Nacht dabei gewesen zu sein.


Die Einstimmung im Mainfloor oblag den Twinpitchers. Zugegeben anfänglich glich dies eher einer Beschallung. Das lag nicht etwa an fehlender Kompetenz des Duos, sondern an den so gut wie noch nicht vorhandenen Zuhörern. Die etwas unbefriedigende Situation sollte deren Stimmung aber nicht allzu sehr trüben. Wenn schon nicht vor dem Pult, sollte es wenigstens hinter den Decks ordentlich krachen. Kurzerhand wurde der Hannoveraner Bastian Urbanczyk mit eingespannt und im Rotationsmodus fleißig experimentiert. Erfahrungsaustausch auf hohem Niveau. Das Set des Trios ließ die Wartezeit gut vergehen. Als sich gegen halb eins die Location spürbar füllte, besann man sich wieder auf die Tagesordnung. Bastian nahm im kleinen Floor seinen vorgesehenen Platz neben René Wetzel ein und die Twinpitchers bewiesen ihre Fähigkeiten als Warm-Upper. Zum Wechsel um ca. 01:00 Uhr übergaben sie fristgerecht, eine gut gefüllte, euphorisierte Tanzfläche. Den postminimalen Ausflügen der Twins folgte ein stringentes etwas härteres Technoset des Berliners Deph. Vom Aufbau her sehr interessant gestaltet und durchaus treibend. Allerdings trafen die dargebotenen Töne nicht ganz meinen Tanznerv. Daher entschloss ich mich zu einem Abstecher in den kleinen Floor.

In erweiterter Wohnzimmeratmosphäre präsentierte dort Electro Lipstick ein wenig housigere Klänge. Die hervorragende Plattenauswahl überzeugte, entschädigte mich jedoch nicht vollkommen für die technischen Mängel seiner Performance. Nach einer halben Stunde zog es mich daher zurück in den Mainfloor.

Hier rockte Deph immer noch emsig die Crowd. Diese dankte jubelnd und nach einer Zeit stimmte ich fleißig mit ein. Hatte er mich doch noch gekriegt. Gegen 03:00Uhr klinkte sich Heartthrob ein und begann sein Liveset. Der M_nus Act und Wahlpariser zählt momentan zu den glänzendsten Sternen der Posse um Richie Hawtin. Dementsprechend waren die Ansprüche des Publikums sehr hoch angesetzt. Basis seiner Performance war Ableton live. Hinterm Bildschirm etwas statisch, musikalisch aber äußerst dynamisch erfüllte er die Erwartungen. Jede kleine Nuance seiner Darbietung wurde euphorisch aufgenommen und das Publikum stand kurz davor vollends auszurasten.

Plötzlich wurde es verdammt ruhig. Bis auf die Monitorboxen schwieg die gesamte Soundanlage. Was zunächst wie ein Break anmutete und Jubel entfachte, entpuppte sich rasch als ernsthaftes Problem, welches nicht nur den Veranstaltern und Acts Schweißperlen auf die Stirn trieb. Ein Stromkreis war ausgefallen und die notwendige Reparatur war umfangreicher als gedacht. Mit jeder Minute Minimalbeschallung erhöhte sich die Skepsis ob die Veranstaltung noch zu retten war. Als dann Heartthrob vorzeitig sein Set beendete und die Residents einsprangen, dürften einige seiner Fans ordentlich enttäuscht gewesen sein. Der Floor leerte sich, einige wenige artikulierten ihren Unmut, andere beobachteten gespannt das Treiben. Knapp 20 Minuten später war der Alptraum vorbei. Mit den lauten Tönen kamen die Gäste zurück in den Floor und Heartthrob startete erneut. Dieses Mal etwas aggressiver. Als wolle er den zuvor erlittenen Schock damit bekämpfen. Es gelang. Die Stimmung erreichte sehr schnell wieder das Niveau vor der Unterbrechung und als Heartthrob gegen dreiviertel fünf seine Darbietung beendete, erntete er tosenden Applaus.

Durch die technisch bedingte Zeitverschiebung, gab es auch eine kleine Änderung in der Runningorder. Der Auftritt der Brandenburger Klangkontrolle wurde nach hinten verlegt. Stattdessen spielte sie zusammen mit den Twinpitchers das Change Over zu Tractile. Dieser begann sein Liveset mit einer flächigen Struktur. Keine Bässe für die Beine dafür Gewaltiges für den Kopf. Es baute sich eine enorme Spannung auf, die sich schlagartig funkenströmend entlud. Mit den ersten Funken reckte die Crowd ihre Arme empor, schrie sich entzückt die Seele aus den Hals und begann sich ausgelassen zu bewegen. Tolles Set, auch wenn ich es nicht mehr bis zum Ende verfolgen konnte.

Fazit: Trotz der widrigen Umstände war die Veranstaltung aus meiner Sicht ein Erfolg. Man blickte in viele ausgelassene, fröhliche Gesichter, die wieder einmal den Stress der Woche hintersich lassen konnten. Etwas lustig anzuschauen waren die Reaktionen mancher bei kurzen Breaks. Nach dem Stromausfall schwang bei vielen die noch frische Erinnerung an den Gau mit, so dass sie jedesmal das Schlimmste befürchteten. Genau diese waren es dann. Welch am ausgelassensten auf die wieder einsetzenden Beats reagierten.




Lineup:
Heartthrob
Tractile
Deph
Klangkontrolle
Twinpitches

Igor the Koi
Electro Lipstik
Bastian Urbanczyk
Sebastian Recklebe
René Wetzel

Links:
http://www.myspace.com/diamantbrauerei


*Die zur Illustration verwendeten Bilder wurden freundlicherweise vom Zeitfixierer bereitgestellt.

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