Dienstag, 30. August 2011

Jake the Rapper @ Klubelektrik/Looop – Magdeburg (21.03.09)

Jake loves You
Wer in Magdeburg am 21. März zu elektronischen Beats die Hüften kreisen lassen wollte, stand vor der Qual der (Aus-)Wahl. Gleich zwei Veranstaltungen buhlten mit hochkarätigen Line-Ups um die Gunst der Gäste. Die Alte Diamant Brauerei lockte u.a. mit Troy Pierce in ihre alt ehrwürdigen Gemäuer nördlich des Stadtzentrums, im Süden begrüßte der Klub Elektrik im Looop Jake the Rapper. Wahrhaftig keine leichte Entscheidung, aber dies zu erörtern wäre wohl in einem Review ziemlich fehl am Platz. Immerhin wird über die vergangene Samstagnacht berichtet und diese verbrachte ich „mit Freude und Freunden“ im Looop. Die Anführungsstriche im letzten Satz umrahmen übrigens einen Leitspruch des Klubs ohne festen Wohnsitz, der in Kombination mit der zweiten Losung „Du bist der Klub!“ auf die enge Verbindung von Veranstalter, Acts und Gästen hinweist. Ob nun am Elbstrand, im Park, in alten Festungsanlagen oder in gemütlichen Clubs, Klub Elektrik versucht auf seinen Partys mit Herz und Liebe zum Detail eine freundschaftlich-familiäre Atmosphäre zu kreieren. Hedonistische Magdeburger Subkultur: Kreativ, bunt, etwas verrückt und ohne Undergroundklischees.

Der Samstag stand im Zeichen der Seefahrt. Bereits auf dem Flyer wurden die Köpfe der Protagonisten zusammen mit einem imposanten Segelschiff abgebildet. Irgendwie erinnerte die Gestaltung der Frontseite mehr an ein Filmplakat für einen Piratenfilm als an eine Technoveranstaltung. Jake the Rapper wurde als Käpt´n angekündigt und an die rechte Seite des sympathischen Rauschebarts die bezaubernde Karolin gesetzt. In welches Abendteurer würden sie die Klubfreunde wohl steuern? Sehnsüchtige Träume von grenzenloser Freiheit der See und unverblümten Exzessen vergnügungshungriger Matrosen in verruchten Hafenvierteln kamen auf und spiegelten sich ebenso in der dekorativen Gestaltung des Abends wider.

Die Gäste erhielten am Eingang einen runden, blauweißen, mit Anker und der Aufschrift „Klubfreund“ bedruckten Aufkleber, der den Besucher in den Kreis der Besatzung aufnahm und gleichzeitig als Eintrittskarte für die anschließend im Heaven (Magdeburger Szenebar) stattfindende Afterhour diente und dem Looop wurde eine maritime Deko verpasst. 102 handgefaltete Papierboote und einige Plastikfische zierten die Wände, weiße Papierlampen als Bojen an den Decken und über dem DJ-Pult wurde ein Fischernetz gespannt. Alles wurde sehr dezent arrangiert, präsent aber nicht überbordend oder gar kitschig. Immerhin spielte keine Seemannskapelle Shanties sondern DJs reduzierten Techno. Das Warm-up lag in Frauenhänden genauer gesagt in denen von Cora, von deren Set ich nur noch das Ende verfolgen konnte, und Cheszica, die nach anfänglichen kleinen Schwierigkeiten das gut sehr gefüllte Klubschiff ordentlich auf Fahrt brachte. Gegen drei übergab sie das Ruder an den Käpt´n der von der Besatzung euphorisch begrüßt wurde.

Jake the Rapper mag so gar nicht in gängige Technoklischees passen. Im Gegensatz zu manchen amerikanischen Kollegen seiner Zunft kam er bereits 1990 nach Deutschland, genauer gesagt in die Hansestadt Hamburg und absolvierte dort ein Kunststudium. Seine kräftige Statur, die Tätowierungen und sein Vollbart erinnern eher an Harleys und Rockmusik als an elektronische Rhythmen in Kombination mit anfeuerndem Sprechgesang. Seine gemütliche Art war nicht nur für das öffentlich rechtliche TV-Format Polylux Grund genug ihn zum neunen Frauenschwarm zu erheben sondern, wie ich im Chilloutbereich hören durfte, auch für Gesprächsstoff unter den Partygästen gesorgt. Käpt´n Jake hielt sich nämlich nicht in einer Kajüte versteckt sondern hatte sich bereits einige Zeit vor seinem Auftritt unters Publikum gemischt. Deshalb wirkte seine Ankündigung: „Schöne Musik, nette Leute und ein Netz übern Kopf – hier gefällt´s mir!“ auch keineswegs aufgesetzt. Ebenso überzeugend war seine Performance, eine Kreuzung aus Liveauftritt und DJ-Set. Er rappte zu Minimal-Technoplatten, gab Kommentare und erzeugte mit ausufernden Breaks und Flächen eine mitreißende Stimmung. Die Crowd sog davon jede Nouance auf und quittierte mit euphorischem Jubel und kräftigen Applaus.

Leider konnte ich den Auftritt nicht bis zum Ende mit verfolgen. Ein anstrengender Samstag verlangte seinen Tribut. Aber vielleicht kann ja jemand erzählen wie es weiter ging....


mit Freude und Freunden:
JAKE THE RAPPER (COMBINATIN/Berlin/Seattle/Hamburg/New York)
KAROLIN (Hi Freaks/KnarzQuadrat/Radio Karolin/Bremen)
Cheszica (Klub Elektrik)
Rocco Bruehl (Klub Elektrik)
Cora

Links:
http://www.looop-md.de/


*Die zur Illustration verwendeten Bilder wurden freundlicherweise vom Zeitfixierer bereitgestellt.

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