Dienstag, 30. August 2011

„Wie die Zeit rennt!“ Ada, Agaric und Klub Elektrik @ Festung Mark Magdeburg (27.08.11)

Wie die Zeit rennt!
Das große Freiluftfinale im Inneren der Festung Mark.

Prolog
Eigentlich sollte Sommer sein. Eigentlich. Stattdessen erleben wir in der Mitte des Jahres 2011 einen April 2.0. Noch unberechenbarer, noch launischer und dem Gefühl nach gerade an den Wochenenden nahezu mürrisch. Rekordverdächtige Temperaturstürze: Vom Backofen direkt ins kalte Wasserfass. So auch am Veranstaltungswochenende. Nächtliches Freiluftfeiern in Pfützen bei weit unter 20°C? Da käme wenig Freude auf. Der Umzug in das traditionelle Bollwerk gegen schlechtes Wetter, die Festung Mark, erfolgte sicher schweren Herzens.

Eigentlich sollte die Veranstaltung dem alten Kavalier Scharnhorst nach fünf Jahren elektronisch-tänzelnder Freude mit Freunden einen würdigen Abschied bereiten. Denn: Der fortschreitende Umbau des angrenzenden Elbebahnhofgeländes zum hippen Stadtvillenviertel, macht es unwahrscheinlich, dass das preußische Artilleriewerk im nächsten Jahr noch für nächtliche Freiluftveranstaltungen genutzt werden kann. Yuppies, Neureiche und die, die sich dafür halten, mögen Krach – nur nicht ihrer Nähe. Empirische Wahrheit. Obendrein gibt’s eine Juristische und die sieht in Wohngebieten Lärmobergrenzen vor. Um die neuen Anwohner nicht um ihren wohlverdienten Nachtschlaf zu bringen, müsste man flüsterleise feiern. Ob das Freude bereiten würde?

Nun genug des sentimentalen Vorgeplänkels und hinein ins lustige Getümmel. Denn der Feier tat die Hintergrundgeschichte, keinerlei Abbruch. „Die Zeit rennt“ und das Wochenende ist kurz.

Mainfest & Subtotal – 5 Jahre Klub Elektrik (10.04.10)

Manifest & Subtotal – 5 Jahre Klub Elektrik

Am 10. April zelebrierte der Klub Elektrik seinen fünften Geburtstag in der Magdeburger Kulturfestung Mark. Ein atemberaubendes Ambiente beherbergte ein buntes, ausgelassenes Publikum, das sich, die Nacht und den Klub zu mitreißenden elektronischen Beats gehörig feierte. Auf große Namen wurde bewusst verzichtet. Zum Jubiläum sollten diejenigen im Mittelpunkt stehen, die das Wachstum einer kleinen Veranstaltungsreihe zum subkulturell-urbanen Ravezirkus ermöglichten. Dabei nur auf die zahlreichen DJs und Liveacts im Portfolio zu verweisen, würde allerdings zu kurz greifen. Klub Elektrik ist in der Summe mehr als eine liebevoll gestaltetes Techno-Tanzvergnügen. Das Konzept lebt von einer Fusion aus Veranstaltenden, Unterhaltenden und Publikum. Bunt gemischt, durcheinandergewirbelt – immer getreu dem Motto:
Du bist der Klub!


Nachtdigital 12 (08/2009)

Du plus ich plus 2998 ergibt 3000

Schon weit im Vorfeld des Festivals entwickelte diese Zahl eine gewisse Magie. Die Nachtdigital lebt von ihrem familiären Antlitz und dieses gilt es zu bewahren. Das verhältnismäßig niedrige Ticketlimit kombiniert mit dem guten Ruf des Festivals, sorgte für einen zügigen Abverkauf. Ausverkauft! Dass die Nachfrage weit mehr als die angebotenen 3000 Karten hergab, zeigte sich dann in den verbleibenden Wochen bis zur Veranstaltung. Horrende Summen wurden geboten (und verlangt), um doch noch zu den 3000 gehören zu dürfen. Sehr zum Unmut der Veranstalter, die diese Art von Schwarzmarkt nicht wollten. Ihre Ziele sind nicht im Feld der Gewinnmaximierung angelegt, sondern beim Angebot eines fairen Gesamtpaketes. Das wurde am ersten Augustwochenende 2009 wieder eindrucksvoll bewiesen.

Tanz um den heißen Brei - Nummer Drei @ Klubelektrik -Kavalier I Scharnhorst Magdeburg (30.04.09)

Tanz um den heißen Brei - Nummer Drei

Seit Jahrhunderten ist es in Europa Brauch, mit dem Tanz in den Mai den Beginn der warmen Jahreszeit zu feiern. Jede Region aber auch Szene hat dabei ihre Eigenheiten und vermag das Fest mit allerlei Brimborium auszuschmücken. Hexen versammeln sich zu mystischen Reigen, Trachtler tanzen gemeinschaftlich um einen Baum, Verliebte springen jauchzend über die Reste des Maifeuers, andere spielen lieber Katz und Maus mit den Ordnungsbehörden und zu guter letzt gibt es noch die Protagonisten der Arbeiterbewegungen, die ihre Kampfreden für die bevorstehenden Demonstrationen einstudieren. Man kann in die Nacht und den darauf folgenden Tag viel hinein interpretieren oder einfach nur Spaß haben. Der Klub Elektrik entschloss sich für die Verbreitung allgemeiner Freude mit der Eröffnung der Openair-Saison, erhob den heißen Brei in den Stand der Maireliquien und zeigte, dass man am Kampftag der Arbeiterschaft auch ohne große Reden ein Zeichen setzten kann.

Jake the Rapper @ Klubelektrik/Looop – Magdeburg (21.03.09)

Jake loves You
Wer in Magdeburg am 21. März zu elektronischen Beats die Hüften kreisen lassen wollte, stand vor der Qual der (Aus-)Wahl. Gleich zwei Veranstaltungen buhlten mit hochkarätigen Line-Ups um die Gunst der Gäste. Die Alte Diamant Brauerei lockte u.a. mit Troy Pierce in ihre alt ehrwürdigen Gemäuer nördlich des Stadtzentrums, im Süden begrüßte der Klub Elektrik im Looop Jake the Rapper. Wahrhaftig keine leichte Entscheidung, aber dies zu erörtern wäre wohl in einem Review ziemlich fehl am Platz. Immerhin wird über die vergangene Samstagnacht berichtet und diese verbrachte ich „mit Freude und Freunden“ im Looop. Die Anführungsstriche im letzten Satz umrahmen übrigens einen Leitspruch des Klubs ohne festen Wohnsitz, der in Kombination mit der zweiten Losung „Du bist der Klub!“ auf die enge Verbindung von Veranstalter, Acts und Gästen hinweist. Ob nun am Elbstrand, im Park, in alten Festungsanlagen oder in gemütlichen Clubs, Klub Elektrik versucht auf seinen Partys mit Herz und Liebe zum Detail eine freundschaftlich-familiäre Atmosphäre zu kreieren. Hedonistische Magdeburger Subkultur: Kreativ, bunt, etwas verrückt und ohne Undergroundklischees.

Erobique @ Alter Kalischacht Wolkramshausen (21.02.09)

Erlebnisse kreieren

Wer schon einige Jahre regelmäßig seine Runden im Rave-Zirkus dreht, der mag vielleicht zustimmen. Es gibt nicht viele Veranstaltungen, an deren Details man sich noch Jahre später erinnern kann. Selbst wenn es aufregend war und die Nacht sowie der darauf folgende Morgen im Endorphinrausch tanzend, zeitgerafft an einem vorbeiflogen, bleiben oft nur schematische, stetig verblassende Erinnerungen. Clubmusik und ihre Darbietungsformen sind überwiegend funktional auf das Gesamterlebnis „Rave“ zugeschnitten. Auch wenn jede Veranstaltung und jeder einzelne Act etwas Spezielles haben, so sind sie in ihrer jeweiligen Gesamtheit doch sehr ähnlich. Im dauerhaften Gedächtnis bleibt aber nur das Besondere. Das, was sich außerordentlich positiv oder negativ aus dem Ravekonsens hervorhebt und das Ereignis für den Teilnehmer zum Erlebnis werden lässt. Hält man sich dieses vor Augen so kann man Eines mit Gewissheit sagen: Der Liveauftritt von Erobique am 21. Februar 2009 im Alten Kalischacht von Wolkramshausen wird sich bei vielen der Anwesenden unwiderruflich im Gedächtnis eingebrannt haben.

[Review + Interview] 2 Jahre Kurzschluss und 9 Jahre Null-Records @ Sackfabrik Magdeburg (07.02.09)

2 Jahre Kurzschluss und 9 Jahre Null-Records

Wenn zwei Geburtstag feiern, freut sich nicht nur ein Dritter sondern viele mehr. Besonders, wenn alle die Liebe zur elektronischen Tanzmusik vereint. Kurzschluss und Null-Records nahmen sich dieser Weisheit an und begangen gemeinsam ihre Jubiläen in der Sackfabrik Magdeburg mit pumpenden Technobeats. Der Ehrentag in doppelter Ausführung spiegelte sich natürlich im Lineup wider. Null Records rückte mit seinen umtriebigsten Artist an und so konnten sich Freunde der härteren Gangart unter anderem zu einer Liveperformance von Bill Youngman sowie zu kraftstrotzenden, experimentellen DJ-Sets von Hanno Hinkelbein, Beni und Steph in der Hall austoben. Ein Tick gediegener, aber nicht minder enthusiastisch, gab die Kurzschluss-Crew im Club Anstoß zum Tanz. Als Unterstützung holten sie nach DJ Hell, getreu ihrem Mottos „Tradition und Moderne zu verbinden“ nun den zweiten Begründer des Munich-Technos in die Elbestadt: Richard Bartz.